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Durch Clemence am 22.07.2019

Wir treffen Axel Carion: Organisator des BikingMan, Erfinder eines außergewöhnlichen Abenteuers

© David Saintyves © David Saintyves
Korsika: Land des Ultracycling. BikingMan ist eine Radrenn-Serie in verschiedenen Ländern, bei der die Fahrer allein und ohne jegliche Unterstützung unterwegs sind. Zurzeit sind es 6 Länder, in denen die Meisterschaftsrennen stattfinden: Oman (Februar), Korsika (April), Laos (Mai), Peru (August), Portugal (September) und Taiwan (November), also ein insgesamt ausgefülltes Jahr.

Warum Korsika?

Korsika ist wie ein Mini-Peru für den Radsport: einzigartig aufgrund seiner Topografie und seiner enormen Höhenunterschiede auf 100 Kilometern. Genau wie Peru, ein Land, das ich das erste Mal 2015 bei einer Überquerung des südamerikanischen Kontinents kennengelernt habe, ist die Insel eine mystische Erfahrung für Radfahrer, sicherlich eine Herausforderung, aber eine, die mit Außergewöhnlichem überrascht.

 

Genau von einer solchen Erfahrung habe ich immer geträumt, seit ich das erste Mal auf ein Fahrrad gestiegen bin: Korsika zu durchqueren und seine 1000 Gesichter zu entdecken. Radfahrer werden hier herzlich empfangen, und dank der großzügigen Gastronomie wird jeder noch so große Hunger gestillt. Der Aufenthalt ist immer viel zu kurz, aber wenn man einmal damit begonnen hat, Teile der Insel zu erkunden – die Lust, zurückzukehren, bleibt ewig.

 

Die Macchia mit ihren Düften und Farben überrascht zu Beginn der Saison alle Anhänger geschützter, wilder Natur mit ihren weiten Flächen, die manchmal vergessen lassen, dass man auf einer Insel ist.

 

Die Tierwelt lebt teilweise in völliger Freiheit in der Idylle abgelegener, von Touristen scheinbar vergessener Bergstraßen. Was als Geheimtipp unter Radfahren gilt, in der Nebensaison auf Straßen mit extremer Ruhe zu fahren, stellt leider eine seltene Gelegenheit dar.

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© BIKINGMAN - David Saintyves

© BIKINGMAN - Robert Palomba

Was ist das Ziel von BikingMan auf Korsika?

Ziel ist es, die schönsten Routen der Insel mit einem Maximum an Erfahrungen im Bereich des Radsports zu kombinieren. Das Format Ultra-Distanz ermöglicht einen Zugang zu Gebieten, in denen nur wenige Radfahrer unterwegs sind, und überrascht selbst Korsen, die auf diese Weise die zahlreichen Gesichter ihrer Heimat neu entdecken können. Es ist die Vielfalt unterschiedlicher Landschaften, Farben und Anstiege, von der Küste bis in die Berge, die aus Korsika einen einzigartigen Platz für BikingMan in Europa machen.

 

 

 

Für BikingMan kommen immer nur die verrücktesten klimatischen und topografischen Lagen des Planeten in Frage. Korsika gehört dazu, wegen seiner Topografie, wie bereits erwähnt, aber auch wegen dieser unberechenbaren Seite der Insel, die – so schön und zauberhaft sie auch sein mag – der Herausforderung und dem hohen Anspruch des Rennens einen zusätzlichen Reiz verleiht.

 

Man weiß nie, wie die Bedingungen während des Rennens sind. Zweimal hat BikingMan auf Korsika stattgefunden, und zweimal haben wir ein völlig anderes Gesicht der Insel kennengelernt: 2018 Regen, dass man glaubte, man sei am Äquator, 2019 sehr schönes und sehr kaltes Wetter.

 

 

 

Die Topografie kostet Schweiß und Geduld, vor allem im Parc Naturel Régional, einem Teil des korsischen Mittelgebirges, auf der Fahrt von einem Bergdorf zum anderen. Es gibt viele Pässe, die Steigungen sind erträglich. Allerdings hören sie nie auf, genau wie in Peru! Man fühlt sich manchmal wie „gefangen“ in einem Pass, der nie enden will. Doch der spektakuläre Blick vom Gipfel, grandios bei jedem Anstieg, lässt sämtliche Zweifel verblassen.         

 

Mit der Ankunft in der Umgebung von Ajaccio oder in der Balagne ist das Mittelmeer erreicht, mit seiner atemberaubenden Küste und den traumhaften Sonnenauf- und untergängen, die einen Fotostopp einfach unerlässlich machen. Nicht zuletzt, um dieses Gefühl von Freiheit zu erleben, wenn der Blick über die weite Küste der Insel streift. Doch man darf nicht glauben, dass die Topografie an der Küste sanfter wird. Der wüstenartige Küstenstreifen Désert des Agriates oder Cap Corse sind Gebiete mit leichten Steigungen, in denen eine auf die andere folgt, und wo man es mit einem Wind zu tun hat, der einem manchmal einen ganz schönen Streich spielen kann.

© BIKINGMAN - Magali Paulin

Zurzeit wird die Meisterschaft in 6 Ländern ausgetragen, kommen 2020 neue hinzu?

Ja, aber pssst, das ist ein Geheimnis.

 

Und bleibt die Route auf Korsika wie sie ist?

Genau das bespreche ich gerade mit Clémence und Anthony, die beide dieses Jahr am Rennen teilgenommen haben, und es könnte durchaus sein, dass sie die Distanz und die Höhenmeter vergrößern wollen…!

Wir möchten gerne den GT20 (Fernwanderweg für Radfahrer auf Korsika) in den Streckenverlauf integrieren, einerseits um ihn zu fördern, andererseits aber auch, um unsere Route weiter nach Süden auszudehnen. Denn der aktuell südlichste Punkt ist Aullène. Außerdem denken wir darüber nach, auch über den höchsten Pass Korsikas, den Col de Vergio, zu fahren.

Da der GT20 quer durch Korsika von Norden nach Süden verläuft und BikingMan eine Rundstrecke ist, bedeutet das zwangsläufig, dass sowohl die Streckendistanz als auch die Höhenmeter größer werden. Aber mehr Kilometer bedeuten gleichzeitig auch mehr Landschaften und mehr Spaß!

Aber Schluss damit jetzt, ich will euch nicht zu viel verraten!

© David Saintyves © David Saintyves

© BIKINGMAN - Robert Palomba

Meine Erfahrung:

Ich bin das erste Mal ein Rennen dieser Art zusammen mit meinem Vater gefahren, das war im vergangenen April. Man kann als Einzelperson oder zu zweit daran teilnehmen. 700 km und 13.000 Höhenmeter, das war eine echte Herausforderung für uns beide. Wir sind Freizeitfahrer ohne vorherige Erfahrung im Ultra-Biking. Die zeitliche Höchstgrenze lag bei 120 Stunden, also bei 5 Tagen. Wir wollten es in 80 Stunden schaffen, was wir dann auch geschafft haben. Die Tatsache, dass es sich um ein „Bikepacking“ handelt, bei dem die Fahrer völlig selbstständig und ohne jegliche Unterstützung von außen unterwegs sind, stellte eine weitere enorme Herausforderung dar, vor allem an einem Ort wie Korsika, wo an vier Tagen vier verschiedene Jahreszeiten auftreten können. Man muss vorher alles gut planen – aber leider hatten wir nicht genug warme Sachen dabei! An die Abfahrt vom Col de Verde werden wir uns immer erinnern… (Selbst einem Jason Black, Hochleistungssportler und Abenteurer, der bereits den K2, den Mount Everest und andere Gipfel erklommen hat, war es dabei sehr, sehr kalt. Nur um das mal zu erwähnen.)

Es ist wirklich eine außergewöhnliche Erfahrung. Schwierig zu beschreiben, das muss man erlebt haben. Ich lebe auf Korsika, dennoch bin ich durch großartige Orte gefahren, die ich vorher noch nicht kannte, und ich habe Dinge gesehen, die auf keiner Postkarte und in keinem Magazin zu finden sind.

Es ist in erster Linie ein menschliches Abenteuer, bei dem man über sich selbst hinauswächst. Man muss kein Profi sein, aber willens, seine eigene Komfortzone zu verlassen.

Seid nächstes Jahr dabei …

© BIKINGMAN - Robert Palomba

© BIKINGMAN - David Saintyves

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