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Durch Anne am 09.12.2022

Les Bains de Caldanelle; Momente der Gemeinsamkeit und des Genusses

Wie bei den Römern: Baden mit einem Glas Wein

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In der Nähe von Vico befindet sich das kürzlich restaurierte Thermalbad „Les Bains de Caldanelle“, das nach einer etwa einstündigen Wanderung erreicht werden kann. Hier genießt man im Warmen ein Glas Wein sowie lokale Produkte. Die Region ist bekannt für die Qualität ihrer Erzeugnisse. Ein Besuch des Thermalbads bedeutet Geselligkeit und Austausch, die Pflege von Körper und Geist, die Wiederentdeckung des bisweilen in Vergessenheit geratenen Thermalwesens auf der Insel einschließlich der Wohltaten des Wassers. Für einen intimen Moment auf Korsika.
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Wanderung durch die Natur zu einem Wohlfühlort für Körper und Geist

Es dauerte zehntausend Jahre, bis es zu uns zurückkehrte, stürmisch, sprudelnd und warm: Das Wasser von Caldanelle . Es bahnt sich über Jahrhunderte seinen Weg unter der Erde, bevor es unweit des Dorfes Vico wieder an die Oberfläche kommt. Dort soll es bereits zur Römerzeit entdeckt und zur Linderung von Hautproblemen verwendet worden sein. Denn unter der Erde reichert sich das ganzjährig 34 Grad warme Wasser mit Schwefel an und entwickelt durch bakterielle Prozesse gesundheitsfördernde Eigenschaften, die dieser Quelle ihren einzigartigen und besonderen Charakter verleihen.

Oder besser gesagt, diesen Quellen, denn das Wasser sprudelt hier an mehreren Stellen, mit einer unterschiedlichen Konzentration an heilwirksamen Stoffen.

Nach dem Krieg geriet der Ort in Vergessenheit und verfiel ebenso wie das Hotel, in dem die Kurgäste untergebracht waren. Sie verbrachten hier etwa zwanzig Tage, um ihre Leiden zu mindern. Auch wenn Kuren aktuell nicht angeboten werden, der Ort wurde wieder zum Leben erweckt, von Brombeerranken befreit und für Besucher teilweise neu gebaut.

An diesem Ort konsumiert man nicht, man genießt ihn mit Respekt, und man erreicht ihn nur mit ein wenig Anstrengung. Ein Besuch im Thermalbad von Caldanelle geht einher mit persönlichem Engagement. Wie bei einem spirituellen Rückzug müssen Sie sich selbst einbringen und den drei Kilometer langen Weg zu Fuß zurücklegen, um das Gebäude und seine Besitzer Antonia und Andrea zu erreichen. Das ganze Jahr über können Besucher eine Stunde lang im Thermalwasser baden, dazu wird ein Glas Wein gereicht. Darüber hinaus werden regionale Produkte verkostet, für die der Grundsatz der kurzen Wege gilt, ebenso wie für das verwendete Keramikgeschirr.

Die Besucher werden im Schatten der Weiden an einem runden Tisch empfangen, nur zehn Meter vom Fluss Sagone entfernt. Der schöne Flussgesang wird ab und an durch das Läuten von Glöckchen und dem Blöken der Schafe gestört, die auf der Farm leben. Die Besitzer empfangen die Gäste bei sich zu Hause, an einem Ort, an dem Familiengeschichte geschrieben wurde. Es ist das Anliegen von Antonia und Andrea, diese weiterzugeben und zu teilen. Der Austausch begleitet die Gäste während ihres gesamten Aufenthalts. Zu Beginn lernen die Besucher die Olivenfarm kennen, anschließend folgt das Bad im Thermalwasser - mit einem Glas Wein in der Hand. Vor der Neueröffnung wurde das Dach erneuert und der Boden restauriert, die Wände hingegen sind unverändert geblieben. Das einzige Fenster wurde nicht verglast, damit alle Geräusche von draußen auch innen wahrgenommen werden können.

Ein Ofen am Eingang des Raums sorgt dafür, dass auch an den kältesten Tagen des Jahres gebadet werden kann. An einer Seite des Raumes fließt das überlaufende Wasser durch einen kleinen, in den Stein gehauenen Kanal in Richtung Fluss. Man kann beobachten, wie sich dabei weiße Schwebefäden bilden, ein Aggregat der geheimnisvollen Substanz, aus der dieses Wasser besteht.

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Historischen Berichten zufolge kamen die Menschen schon immer hierher, um das begehrte Wasser abzufüllen und so auch zu Hause von seinen positiven Eigenschaften profitieren zu können. Meistens füllten sie das Wasser direkt am Brunnen ab, der an das Gebäude mit den Bädern angrenzte. Die „Bäder“ deshalb, weil es hier früher tatsächlich zwei gab.  Auch wenn aktuell nur ein Becken zugänglich ist, nämlich das, das früher den Frauen vorbehalten war, ist die Sanierung des zweiten Beckens bereits in vollem Gange.

Les Bains de Caldanelle bieten ein authentisches Erlebnis an einem geschichtsträchtigen Ort, der dank der Liebe von Antonia und Andrea fortbesteht, aber auch dank der Neugier der Besucher, die auf der Suche nach einem einfachen, geselligen und intimen Moment sind. Man kommt, um Kulturerbe zu entdecken, um sich zu erholen und eine Pause zu können, in einer Zeit, die uns nur allzu leicht vergessen lässt, dass das Wesentliche in Begegnungen liegt.

 

Kloster Saint-François

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In Vico befindet sich ein Kloster aus dem 15. Jahrhundert, das mehrere Schätze beherbergt, die als „Monuments historiques“ (Historisches Denkmal) eingestuft sind, darunter das größte Kruzifix aus polychromem Holz auf Korsika. Das Kloster ist heute ein Oblaten-Kloster, in dem Angehörige der missionarischen Ordensgemeinschaft „Oblaten der Unbefleckten Jungfrau Maria“ leben. Das Kloster Saint-François gehört zu den weniger bekannten Wunderwerken der Insel, die es verdienen, näher ans Licht gerückt zu werden. Das in seiner ursprünglichen Form erhaltene Gebäude spannt den Bogen zwischen Moderne und Tradition, und überrascht auf vielfältige Weise. Das Kloster ist für Besucher:innen ganzjährig geöffnet.

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Lokale Produkte

 

In der Mikroregion Cinarca sind zahlreiche Handwerker und Hersteller ansässig, die Qualitätsprodukte anbieten. Hier findet man Töpfer-, Messer- und Schmuckwerkstätten sowie ein großes Angebot an regionalen Produkten. Adressen gibt es reichlich, wenn man sich etwas Gutes gönnen und handwerkliches Know-How während des Besuchs entdecken möchte. Alle Herstelleradressen sind in den Tourist-Informationen erhältlich. Die Ateliers öffnen gerne ihre Türen für einen Austausch mit Besuchern und Besucherinnen.

 

Verlassene Dörfer

 

Nicht weit von Vico entfernt befinden sich zwei verlassene Dörfer, Orte, die zugunsten von größeren Dörfern mit einer höheren Lebensqualität und mehr Annehmlichkeiten aufgegeben wurden. Die Weiler Muna und Tassu haben es versäumt, sich modernen Bedingungen anzupassen, was zur Folge hatte, dass die Bewohner das Dorf nach und nach verlassen haben. Zurückgeblieben sind alle Gassen, Häuser, Brunnen und Waschplätze. Ein Besuch dieser Orte ist gleichbedeutend mit einer Reise in die Vergangenheit.

 

 

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